Forschungsprojekte
Aktuelle Forschungsprojekte
BABEDO - Digitale Baubestandsdokumentation
In dem Projekt BABEDO entwickelt das Institut für Informationssysteme und Softwaretechnik (IFIS) der Universität Passau zusammen mit einem Unternehmen aus der Region eine digitale Plattform für die Baubestandsdokumentation. Die Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden wie Schulen, kulturelle Einrichtungen, Verwaltungsgebäude, Fertigungs- und Werkstattgebäude oder Lagerhallen erfordert eine detaillierte Dokumentation der vorhandenen Bauwerke, ihrer Struktur, der verwendeten Materialien, der vorhandenen Haustechnik, der Beauftragung und Durchführung von Umbau- und Instandhaltungsarbeiten. Die Digitalisierung der Bestandsdokumentation von Gebäuden wird sowohl für Neubauten als auch für Bestandsbauten immer wichtiger. Sie ermöglicht es in vielen Fällen erst, auf wirtschaftlich vertretbare Weise einen nachhaltigen Betrieb sicherzustellen oder einen wünschenswerten Aus- oder Umbau vorzunehmen. Oft ist eine nachträgliche vollständige oder ergänzende Dokumentation der betroffenen Bestandsgebäude erforderlich. Nach Abschluss von Bau-, Umbau- oder Erhaltungsmaßnahmen ist außerdem eine laufende Aktualisierung der Dokumentation notwendig, um die erzielten Gebäudeeigenschaften auch nachhaltig sicherstellen zu können, beispielsweise im Fall von Reparaturen. Die Bestandsdokumentation für die betreuten Anlagen und Gebäude wird oft von Personen ohne spezifische technische Qualifikation vorgenommen. Es gibt zwar zahlreiche Softwarewerkzeuge und Dienstleister für den Bereich der Bestandsdokumentation. In der Regel werden dabei Ansätze aus dem Facility Management verwendet, die wesentlich auf den mit Hilfe eines CAD-Systems erstellten Plandokumenten und einer strukturierten textuellen Dokumentation basieren. Eine Datenbank-basierte Gebäuderepräsentation mit freien Abfragemöglichkeiten entlang unterschiedlichster Dimensionen und eine Vernetzung mit anderen Wissensquellen ist nicht verbreitet. Nicht wenige Anwender beklagen zudem die hohe Komplexität und den großen Anfangsaufwand, die mit dieser Art der Baudokumentation einhergehen. Im Rahmen des BABEDO Projekts soll eine intuitiv bedienbare Informationsplattform für die Gebäudedokumentation geschaffen werden, die die relevanten Informationen verwalten kann, aber nicht die Komplexität der bisherigen Vorgehensweise aufweist. Die wesentliche technische Innovation des Vorhabens liegt in der Kombination einer graphischen Visualisierung eines Gebäudes mit einer strukturellen Aufschlüsselung des Gebäudes nach Art eines Raumbuches auf der Grundlage moderner Datenbanktechnologie. Die so erhaltene graphisch-strukturelle Repräsentation dient als Ordnungsstruktur für die Zuordnung von Informationen und Dokumenten zu den jeweils passenden Gebäudeteilen oder auch dem Gesamtgebäude. Damit können den Gebäudeteilen beliebige Eigenschaften und Informationen zugeordnet werden, beispielsweise Materialeigenschaften oder die Spezifikation der Glassorte für ein Fenster. Aber auch digitale Dokumente wie Ausschreibungsunterlagen oder eine fotografische Dokumentation der letzten Sanierungsmaßnahme können durch einfaches Drag-and-Drop oder in einem Hintergrundprozess an die passenden Gebäudeteile angehängt werden. Es werden alle gängigen digitalen Formate unterstützt, die sich normalerweise auf dem Rechner darstellen lassen, vom Textdokument über Tabellen und digitale Bilder bis hin zu Videos, Sound oder 3D-Graphiken. Selbst Links zu externen Informationsbeständen können Gebäudeteilen zugeordnet werden. Später wird es dann genügen, gezielt einen Teil des Gebäudes mit einem Mausklick auszuwählen, um beispielsweise alle verfügbaren Informationen über einen bestimmten Gebäudetrakt abzufragen. Dabei kann sowohl die graphische als auch die strukturelle Repräsentation als Bezugspunkt gewählt werden. Die Suche kann durch die Angabe von Zusatzinformationen, beispielsweise des gewünschten Zeitraums, weiter fokussiert werden. Für eine normierte Ablage und Auszeichnung der digitalen Dokumente kann die DIN 276 eingesetzt werden. Eigene Kostengruppen oder Begriffe können dabei flexibel auf den Bedarf der Anwender angepasst werden. Im Bereich der Baudokumentation gewinnt sowohl national als auch international das sog. Building Information Modeling (BIM) als Grundlage für eine einheitliche Gebäudemodellierung stark an Bedeutung (siehe z.B. de.wikipedia.org/wiki/Building_Information_Modeling und www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/digitales-bauen.html). Im Zuge des Projekts werden ein geeignetes internes Speichermodell und eine geeignete Datenintegrationsschicht definiert und realisiert. Ausgangspunkt sind die IFC-Klassen gemäß DIN EN ISO 16739, die das Standardaustauschformat für BIM darstellen. Zu leisten ist hier neben der reinen Speicherung auch die Verbindung der gespeicherten IFC-Modelle mit Dokumenten, Zusatzinformation und semantischen Eigenschaften. Es wird eine IFC-Schnittstelle gemäß DIN EN ISO 16739 für die Übernahme der Daten des Gebäudemodells aus anderen Systemen und den Export in andere Systeme definiert und realisiert. Die Kopplung des visuellen Gebäudemodells mit der strukturellen Repräsentation wird durch die Speicherung der IFC-Daten in einer Datenbank erreicht. Zusätzlich werden alle verfügbaren Informationen inkl. aller Property Sets übernommen und segmentgenau so verortet wie im Ausgangsmodell. Da das Gebäudemodell nach BIM / IFC selbst eine Graph-artige Struktur hat, aber auch relationale Daten und digitale Dokumente gespeichert werden müssen, wird die Datenspeicherungsschicht der entstehenden Software sowohl eine klassische schema-basierte relationale Datenspeicherung als auch eine Datenspeicherung nach Art der aktuellen Graphdatenbanken vorsehen, um beide Datenformen optimal bedienen zu können. Insbesondere die Effizienz der Speicherung und Anfragebearbeitung sowie die Definition und Handhabung verschiedener Segmente des Bauwerksmodells stellen wissenschaftliche Herausforderungen dar, für die im Lauf des Projekts Lösungen entwickelt werden sollen. Das Projekt setzt auf das bereits bestehende digitale Dokumentationssystem „MonArch" auf, das vor allem für kulturell hochrangige Großbauwerke, archäologische Stätten und urbane Situationen geeignet ist und u.a. bei den Nürnberger Stadtkirchen St. Sebald und St. Lorenz sowie in den Kaiserthermen Trier und der Weißenhofsiedlung in Stuttgart - beide zählen zum UNESCO Welterbe - zum Einsatz kommt (Siehe z.B. www.monarch.uni-passau.de/). Die zahlreichen MonArch-Anwendungsprojekte zeigen, dass der MonArch-Ansatz prinzipiell dem Bedarf der Anwender bereits heute sehr nahekommt. Das Projekt BABEDO soll die für die digitale Baubestandsdokumentation notwendigen Erweiterungen entwickeln und erproben. Das Projekt wird vom IFIS-Institut der Universität Passau in Zusammenarbeit mit der Veit Energie Consult GmbH, Waldkirchen, durchgeführt und als Verbundprojekt im Rahmen des FuE-Programms "Informations- und Kommunikationstechnik" des Freistaates Bayern für drei Jahre gefördert.
Projektleitung an der Universität Passau | Prof. Dr. Burkhard Freitag (Institut für Informationssysteme und Softwaretechnologie (IFIS)) |
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Laufzeit | 15.12.2017 - 14.12.2020 |
Mittelgeber | BayStMWi - Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie > BayStMWi - Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie - IuK Informations- und Kommunikationstechnik |
Projektnummer | IUK568/001 |
Themenfelder | Informatik, Angewandte Informatik, Informatik |
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Förderung
Das Projekt BiT wurde als Verbundprojekt im Rahmen des FuE-Programms "Informations- und Kommunikationstechnik" des Freistaates Bayern für drei Jahre gefördert.
Verbundpartner
:a:k:t: Informationssysteme AG, Passau
Nachfolgeunternehmen: Innowerk-IT GmbH, Dr.-Ernst-Derra-Straße 6, 94036 Passau
Prof. Dr. Burkhard Freitag, Institut für Informationssysteme und Softwaretechnik, Universität Passau, 94030 Passau, +49 851 509 3130, Burkhard.Freitag@uni-passau.de
Beschreibung für die wissenschaftliche Öffentlichkeit
Die Telekommunikationsbranche ist ein Beispiel für einen sehr schnelllebigen Bereich, in dem technologische Veränderungen und intensive Marketingbestrebungen in rascher Folge zu immer neuen Angeboten führen. Die resultierende Angebotsvielfalt ebenso wie die in schneller Folge sich vollziehenden Änderungen des Marktes führen zu einem hohen Beratungsbedarf auf Seiten der Kunden und als Konsequenz zu einem sehr hohen Schulungsaufwand für das Vertriebspersonal.
In dem Projekt BiT wurde eine dialogorientierte, intelligente Beratungsumgebung für den Vertrieb im Telekommunikationsbereich entwickelt. Die Bedienerführung basiert auf Techniken der Künstlichen Intelligenz. Auf der Grundlage aktueller Datenbanktechnologien können Kundenpräferenzen bei der Erstellung von Kaufempfehlungen berücksichtigt werden. Der Beratungsdialog passt sich dadurch dynamisch an den Gesprächsverlauf und die bereits erkannten Präferenzen des Kunden an. Es werden keine starren Benutzermodelle zugrunde gelegt, die regelmäßig auf wenig Akzeptanz treffen. Beispielsweise entfallen die sonst üblichen lästigen schematischen Fragesequenzen.
Der Beratungsdialog wird mit Methoden der Künstlichen Intelligenz auf der Grundlage von vorhandenem Marketingwissen und unter Berücksichtigung der aktuellen Antworten des Kunden gesteuert. Genauer handelt es sich um eine Verknüpfung von Statecharts zur Grobsteuerung des Dialogs mit Bayes-Netzen zur Modellierung der Abhängigkeiten zwischen Kundenprofil, Kundennutzen und Produkteigenschaften. Die produktbezogenen Präferenzen des Kunden werden aufgrund dieser Repräsentation mit probabilistischer Inferenz abgeleitet und müssen nicht abgefragt werden.
Wesentliche Aspekte der Vertriebsberatung werden so durch eine rechnergestützte, intelligente Beratungsumgebung übernommen. Die Beratungsumgebung bezieht ihre Grundinformationen automatisch aus den Produktdatenbanken des Großhandels. Dadurch ist der Beratungsverlauf stets an die aktuelle Produktpalette angepasst. Die gesamte Produktpalette kann in einem Datenbanksystem hinterlegt werden. Als Ergebnis des Beratungsdialogs werden die passenden Produktempfehlungen durch präferenzgesteuerte Anfragen an die Produktdatenbank erzeugt.
Technisch gesehen handelt es sich bei der BiT-Lösung um ein automatisch aktualisierbares Recommender-System[1] mit präferenzbasierter Datenbankanbindung. Wahlweise kann das System den Vertriebspersonen oder auch direkt den Endkunden zur Verfügung stehen.
Auf Basis einer Analyse der vom Beratungssystem zu unterstützenden Geschäftsprozesse wurde ein detailliertes Domänen-Metamodel zur Beschreibung von Kunden und Produkten erstellt. Das erstellte Metamodell ist in der Lage, kausale Wechselwirkungen zwischen Kundenstereotypen, Bedürfnissen und der Bedürfnisbefriedigung durch bestimmte Produkteigenschaften abzubilden. Es ist möglich, diese Einflüsse auch zwischen Gruppen von Modellelementen zu definieren und die bewirkten Effekte feingranular zu beschreiben. Zur Unterstützung einer hohen Wartungseffizienz wurde ein Ansatz entwickelt, der aus einer gegebenen Instanz des Metamodells alle domänenabhängigen Teile des Beratungssystems automatisch generieren kann.
Aus den in einem Domänenmodell spezifizierten Kundeneigenschaften wird ein Bayesnetz generiert, dessen Struktur den modellierten Kundeneigenschaften entspricht. Die in dem Bayesnetz enthaltenen bedingten Wahrscheinlichkeitstabellen beschreiben die kausalen Einflüsse zwischen Kundenstereotypen, Bedürfnissen und der Produkteigenschaften. Somit können abhängig von teilweise bekannten Kundeneigenschaften Schlussfolgerungen über Kundenvorlieben und den günstigsten weiteren Verlauf des Beratungsdialogs getroffen werden. Darüber hinaus werden sowohl die Struktur der Produktdatenbank als auch die zur Produktempfehlung genutzten Rankinganfragen vollautomatisch erzeugt. Hervorzuheben ist, dass durch diesen Ansatz – wie gewünscht – die mathematische Komplexität der verwendeten Algorithmen vor den Anwendern verborgen wird.
Auf Basis der abgeschlossenen Modellierung wurde ein Prototyp des Beratungssystems als Webapplikation implementiert, der die vollständige Beratungsfunktionalität realisiert. Insbesondere basiert die Dialogführung auf dem generierten Bayesnetz. Das System ist in der Lage, aus den Kundenantworten entsprechende Rankinganfragen an die Produktdatenbank zu stellen, die zum Kundenprofil passende Produktempfehlungen liefern.
Wissenschaftliche Arbeiten und Veröffentlichungen
In den Beiträgen „Generating recommendation dialogues from product models“ [1] und „A Model-Based Customer Inference Engine“ [2] werden die Grundlagen der im BiT-Projekt verwendeten Methode zur Dialogführung basierend auf einem Bayes’schen Netzwerk vorgestellt. Der Artikel erläutert insbesondere die zur Generierung des Bayesnetzes aus dem Domänenmodell einzusetzenden Algorithmen und die Nutzung der vom Bayesnetz angebotenen Inferenzdienste für die Dialogführung und Empfehlungsgenerierung. So kann die Dialogmanagement-Komponente des BiT über das definierte Relevanzmaß die jeweils nächsten Fragen im Dialogverlauf bestimmen und die wahrscheinlichsten Antworten darauf vorhersagen. Darüber hinaus dient das Bayesnetz als Grundlage für die Festlegung einer Multi-Attribute Utility-Function, welche anschließend als Eingabe für das durch die Datenbank durchgeführte Ranking des Produktkatalogs dient.
Der Konferenzbeitrag „Designing a Metamodel-Based Recommender System“ [3] stellt die ersten Erfahrungen mit dem realisierten Prototyp und das Gesamt-Framework dar. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Erfahrungen im Umgang mit dem Bayesnetz, welche zu einer geänderten Relevanzberechnung für Fragen geführt haben, die insbesondere auch strukturelle Eigenschaften des Bayesnetzes für eine intuitivere Gesamt-Dialogführung in die Berechnungen einbezieht.
Im Beitrag „Using Bayesian networks to infer product rankings from user needs“ [4] wird die Ableitung der zur Sortierung der Produkte nach ihrem Nutzen verwendete Rankingfunktion aus den Ausgaben des Bayesnetzes genau beschrieben. Insbesondere wird gezeigt, wie die Nutzenfunktion mit Hilfe von Standard-SQL auf jeder beliebigen relationalen Datenbank implementiert werden kann.
In seiner Dissertation „A Layered Conversational Recommender System“ [5] beschreibt Sven Radde die Gesamtkonzeption und Umsetzung eines neuen Typs von Recommender Systemen, wie er im Rahmen des BiT Projekts entwickelt wurde.
[1] S. Radde, M. Beck, and B. Freitag. Generating recommendation dialogues from product models. In Proceedings of the AAAI 2007 Workshop on Recommender Systems in E-Commerce. AAAI Press, 2007.
[2] S. Radde, A. Kaiser, and B. Freitag. A model-based customer inference engine. In Proceedings of the ECAI08 Workshop on Recommender Systems, Patras, Greece, July 2008. ECCAI, 2008.
[3] S. Radde, B. Zach, and B. Freitag. Designing a metamodel-based recommender system. In T. D. Noia and F. Buccafurri, editors, E-Commerce and Web Technologies, 10th International Conference, EC-Web 2009, Linz, Austria, September 1-4, 2009. Proceedings, volume 5692 of Lecture Notes in Computer Science, pages 264–275. Springer, 2009.
[4] S. Radde and B. Freitag. Using Bayesian networks to infer product rankings from user needs. In B. Mobasher, D. Jannach, and S. S. Anand, editors, Proceedings of the 8th Workshop on Intelligent Techniques for Web Personalization & Recommender Systems, ITWP@UMAP 2010, Big Island, HI, USA, June 20, 2010, volume 606 of CEUR Workshop Proceedings. CEUR-WS.org, 2010.
[5] S. Radde. A Layered Conversational Recommender System. PhD thesis, University of Passau, 2013.
[1] Als “Recommender-Systeme” werden rechnergestützte Empfehlungssysteme bezeichnet, die Unterstützung bei der Auswahl von Produkten, Maßnahmen und Ähnlichem bieten.
Abgeschlossene Forschungsprojekte
BABEDO - Digitale Baubestandsdokumentation
In dem Projekt BABEDO entwickelt das Institut für Informationssysteme und Softwaretechnik (IFIS) der Universität Passau zusammen mit einem Unternehmen aus der Region eine digitale Plattform für die Baubestandsdokumentation. Die Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden wie Schulen, kulturelle Einrichtungen, Verwaltungsgebäude, Fertigungs- und Werkstattgebäude oder Lagerhallen erfordert eine detaillierte Dokumentation der vorhandenen Bauwerke, ihrer Struktur, der verwendeten Materialien, der vorhandenen Haustechnik, der Beauftragung und Durchführung von Umbau- und Instandhaltungsarbeiten. Die Digitalisierung der Bestandsdokumentation von Gebäuden wird sowohl für Neubauten als auch für Bestandsbauten immer wichtiger. Sie ermöglicht es in vielen Fällen erst, auf wirtschaftlich vertretbare Weise einen nachhaltigen Betrieb sicherzustellen oder einen wünschenswerten Aus- oder Umbau vorzunehmen. Oft ist eine nachträgliche vollständige oder ergänzende Dokumentation der betroffenen Bestandsgebäude erforderlich. Nach Abschluss von Bau-, Umbau- oder Erhaltungsmaßnahmen ist außerdem eine laufende Aktualisierung der Dokumentation notwendig, um die erzielten Gebäudeeigenschaften auch nachhaltig sicherstellen zu können, beispielsweise im Fall von Reparaturen. Die Bestandsdokumentation für die betreuten Anlagen und Gebäude wird oft von Personen ohne spezifische technische Qualifikation vorgenommen. Es gibt zwar zahlreiche Softwarewerkzeuge und Dienstleister für den Bereich der Bestandsdokumentation. In der Regel werden dabei Ansätze aus dem Facility Management verwendet, die wesentlich auf den mit Hilfe eines CAD-Systems erstellten Plandokumenten und einer strukturierten textuellen Dokumentation basieren. Eine Datenbank-basierte Gebäuderepräsentation mit freien Abfragemöglichkeiten entlang unterschiedlichster Dimensionen und eine Vernetzung mit anderen Wissensquellen ist nicht verbreitet. Nicht wenige Anwender beklagen zudem die hohe Komplexität und den großen Anfangsaufwand, die mit dieser Art der Baudokumentation einhergehen. Im Rahmen des BABEDO Projekts soll eine intuitiv bedienbare Informationsplattform für die Gebäudedokumentation geschaffen werden, die die relevanten Informationen verwalten kann, aber nicht die Komplexität der bisherigen Vorgehensweise aufweist. Die wesentliche technische Innovation des Vorhabens liegt in der Kombination einer graphischen Visualisierung eines Gebäudes mit einer strukturellen Aufschlüsselung des Gebäudes nach Art eines Raumbuches auf der Grundlage moderner Datenbanktechnologie. Die so erhaltene graphisch-strukturelle Repräsentation dient als Ordnungsstruktur für die Zuordnung von Informationen und Dokumenten zu den jeweils passenden Gebäudeteilen oder auch dem Gesamtgebäude. Damit können den Gebäudeteilen beliebige Eigenschaften und Informationen zugeordnet werden, beispielsweise Materialeigenschaften oder die Spezifikation der Glassorte für ein Fenster. Aber auch digitale Dokumente wie Ausschreibungsunterlagen oder eine fotografische Dokumentation der letzten Sanierungsmaßnahme können durch einfaches Drag-and-Drop oder in einem Hintergrundprozess an die passenden Gebäudeteile angehängt werden. Es werden alle gängigen digitalen Formate unterstützt, die sich normalerweise auf dem Rechner darstellen lassen, vom Textdokument über Tabellen und digitale Bilder bis hin zu Videos, Sound oder 3D-Graphiken. Selbst Links zu externen Informationsbeständen können Gebäudeteilen zugeordnet werden. Später wird es dann genügen, gezielt einen Teil des Gebäudes mit einem Mausklick auszuwählen, um beispielsweise alle verfügbaren Informationen über einen bestimmten Gebäudetrakt abzufragen. Dabei kann sowohl die graphische als auch die strukturelle Repräsentation als Bezugspunkt gewählt werden. Die Suche kann durch die Angabe von Zusatzinformationen, beispielsweise des gewünschten Zeitraums, weiter fokussiert werden. Für eine normierte Ablage und Auszeichnung der digitalen Dokumente kann die DIN 276 eingesetzt werden. Eigene Kostengruppen oder Begriffe können dabei flexibel auf den Bedarf der Anwender angepasst werden. Im Bereich der Baudokumentation gewinnt sowohl national als auch international das sog. Building Information Modeling (BIM) als Grundlage für eine einheitliche Gebäudemodellierung stark an Bedeutung (siehe z.B. de.wikipedia.org/wiki/Building_Information_Modeling und www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/digitales-bauen.html). Im Zuge des Projekts werden ein geeignetes internes Speichermodell und eine geeignete Datenintegrationsschicht definiert und realisiert. Ausgangspunkt sind die IFC-Klassen gemäß DIN EN ISO 16739, die das Standardaustauschformat für BIM darstellen. Zu leisten ist hier neben der reinen Speicherung auch die Verbindung der gespeicherten IFC-Modelle mit Dokumenten, Zusatzinformation und semantischen Eigenschaften. Es wird eine IFC-Schnittstelle gemäß DIN EN ISO 16739 für die Übernahme der Daten des Gebäudemodells aus anderen Systemen und den Export in andere Systeme definiert und realisiert. Die Kopplung des visuellen Gebäudemodells mit der strukturellen Repräsentation wird durch die Speicherung der IFC-Daten in einer Datenbank erreicht. Zusätzlich werden alle verfügbaren Informationen inkl. aller Property Sets übernommen und segmentgenau so verortet wie im Ausgangsmodell. Da das Gebäudemodell nach BIM / IFC selbst eine Graph-artige Struktur hat, aber auch relationale Daten und digitale Dokumente gespeichert werden müssen, wird die Datenspeicherungsschicht der entstehenden Software sowohl eine klassische schema-basierte relationale Datenspeicherung als auch eine Datenspeicherung nach Art der aktuellen Graphdatenbanken vorsehen, um beide Datenformen optimal bedienen zu können. Insbesondere die Effizienz der Speicherung und Anfragebearbeitung sowie die Definition und Handhabung verschiedener Segmente des Bauwerksmodells stellen wissenschaftliche Herausforderungen dar, für die im Lauf des Projekts Lösungen entwickelt werden sollen. Das Projekt setzt auf das bereits bestehende digitale Dokumentationssystem „MonArch" auf, das vor allem für kulturell hochrangige Großbauwerke, archäologische Stätten und urbane Situationen geeignet ist und u.a. bei den Nürnberger Stadtkirchen St. Sebald und St. Lorenz sowie in den Kaiserthermen Trier und der Weißenhofsiedlung in Stuttgart - beide zählen zum UNESCO Welterbe - zum Einsatz kommt (Siehe z.B. www.monarch.uni-passau.de/). Die zahlreichen MonArch-Anwendungsprojekte zeigen, dass der MonArch-Ansatz prinzipiell dem Bedarf der Anwender bereits heute sehr nahekommt. Das Projekt BABEDO soll die für die digitale Baubestandsdokumentation notwendigen Erweiterungen entwickeln und erproben. Das Projekt wird vom IFIS-Institut der Universität Passau in Zusammenarbeit mit der Veit Energie Consult GmbH, Waldkirchen, durchgeführt und als Verbundprojekt im Rahmen des FuE-Programms "Informations- und Kommunikationstechnik" des Freistaates Bayern für drei Jahre gefördert.
Projektleitung an der Universität Passau | Prof. Dr. Burkhard Freitag (Institut für Informationssysteme und Softwaretechnologie (IFIS)) |
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Laufzeit | 15.12.2017 - 14.12.2020 |
Mittelgeber | BayStMWi - Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie > BayStMWi - Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie - IuK Informations- und Kommunikationstechnik |
Projektnummer | IUK568/001 |
Themenfelder | Informatik, Angewandte Informatik, Informatik |